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Internationalen Arbeiter/innen-Assoziation:

Gegen kapitalistische Sparmaßnahmen, Ausbeutung und Unterdrückung
– für die Selbstbefreiung der Arbeiter/innen!

Der Erste Mai hat dieses Jahr eine besondere Bedeutung, denn er markiert den 125. Jahrestag der Hinrichtung der Haymarket-Märtyrer durch die Regierung der Vereinigten Staaten im Jahr 1887. Bereits 1886 war eine Kampagne zur Einführung des 8-Stunden-Tages gestartet und als Teil dieser Kampagne für den 01. Mai 1886 in Chicago ein Streik ausgerufen worden. Am 04. Mai zündete ein Provokateur eine Bombe auf der Solidaritätskundgebung für diesen Streik. Der Staat war entschlossen, die Anarchisten dafür verantwortlich zu machen, die an der Kampagne für den 8-Stunden-Tag maßgeblich beteiligt gewesen waren.

Die Regierung verhaftete acht Anarchisten: Engel, Fielden, Fischer, Lingg, Neebe, Parsons, Spies und Schwab. Obwohl sie offensichtlich unschuldig waren, wurden Engel, Fischer, Parsons und Spies am 11. November 1887 gehenkt, Lingg starb im Gefängnis. Der Mord an den vier Männern, die als die „Haymarket-Märtyrer“ bekannt wurden, entzündete einen massiven internationalen Protest und führte dazu, dass der Erste Mai zum „Internationalen Tag der Arbeiter/innen“ erklärt wurde. Ein Tag, der aus der Brutalität des Staates und dem heldenhaften Kampf der Arbeiter/innen geboren wurde, und der dem internationalen Proletariat gehört.

An diesem Ersten Mai sehen wir erneut den Angriff des Kapitalismus und der Staatsmacht auf die Klasse der Arbeiter/innen. Die Wirtschaftskrise hat die Welt fest im Griff und sie entspringt der Unsicherheit, welche ein fester Bestandteil des Kapitalismus ist. Die Globalisierung hat den Kapitalismus von den Beschränkungen nationaler Grenzen befreit, während die staatliche Unterdrückung zunimmt und von den Regierungen zu Angriffen auf den Widerstand der Arbeiter/innen-Klasse genutzt wird , um die Profite des internationalen Kapitalismus zu vermehren.

Doch obwohl wir heute bemerkenswert ähnliche Bedingungen vorfinden, wie schon die Arbeiter/innen zur Zeit des ersten Ersten Mai, gab hatte die internationale Klasse der Arbeiter/innen damals eine andere Antwort darauf. Die frühe Arbeiter/innen-Bewegung hatte sich nämlich vom Reformismus abgewandt und sich den Aufbau revolutionärer Gewerkschaften zum Ziel gesetzt, wodurch sie dem Kapitalismus einen kraftvollen Gegenschlag versetzt hatte.

Heute jedoch sind die Arbeiter/innen hauptsächlich in reformistischen Gewerkschaften organisiert, welche nicht in der Lage sind, der Sache auf den Grund zu gehen und dem sich weiter entwickelnden globalisierten Kapitalismus etwas entgegen zu setzen.

Um erfolgreich zu sein, müssen die Arbeiter/innen den Reformismus und die Stellvertretungspolitik zurückweisen und sich erneut dem Internationalismus, der Solidarität und der Direkten Aktion zuwenden - den Mitteln, um sich als Klasse zu organisieren und der kapitalistischen Wirtschaftsdiktatur direkt etwas entgegen zu setzen. Diese Diktatur tritt heute in ganz Europa deutlich zutage, besonders in Portugal, Italien, Griechenland und Spanien, wo den Arbeiter/innen übelste Sparmaßnahmen aufgezwungen werden.
Dass diese südeuropäischen Wirtschaften angegriffen werden, ist keine Überraschung. Eine mächtige Gruppe britisch-amerikanischer Finanziers vereinbarte im November 2009 einen Ablekungsangriff auf den Euro, in dessen Zentrum die schwächeren Mittelmeer-Wirtschaften stehen sollten. Dies sei ein ideales Mittel, um den Druck vom krisengeschüttelten Dollar zu nehmen, der sich auf einem damaligen Tiefstand befand. Diesem Beschluss folgte ein Medienangriff und koordinierte Finanzspekulation gegen die sogenannten PIGS, die „Schweine“-Staaten Portugal, Italien, Griechenland und Spanien.

Diese Angriffe wurden mit einem steigendem Widerstand der Arbeiter/innen beantwortet, den die Internationale Arbeiter/innen-Assoziation vollkommen unterstützt. Erst kürzlich gab es einen Generalstreik am 22. März in Portugal, wie die dortige IAA-Sektion berichtete, und die USI-IAA ist aktiv im Protest gegen den harten Sparkurs in Italien. Solche Proteste gab und gibt es weiterhin auch in Griechenland, wo die Arbeiter/innen des Krankenhauses in Kilkis mit einer Betriebsbesetzung den richtigen Weg aufgezeigt haben. Auch gab es einen Generalstreik in Spanien am 29. März, sowie weitere Mobilisierungen, welche von der höchst aktiven CNT-IAA gegen die massiven Angriffe auf die Arbeitsbedingungen und -rechte gestartet wurde!

Im Verlauf des letzten Jahres war die IAA auch in ungezählte internationale Kampagnen und Solidaritätsaktionen eingebunden, um Arbeitskämpfe auf der ganzen Welt zu unterstützen. Vom 29.-31. März organisierte die IAA außerdem erfolgreiche Aktionstage gegen kapitalistische Sparmaßnahmen, Ausbeutung und Unterdrückung. Es ist eher durch solche Kampagnen und Solidaritätsaktionen, dass die Internationale wächst, als durch bloße Worte.

Die IAA besteht aus alten und neueren Sektionen, was die diesjährigen Gründungsfeiern zeigen: Die italienische USI-IAA wird 100 Jahre alt, die norwegische NSF-IAA gibt es schon seit 95 Jahren und die junge vitale ZSP-IAA in Polen begeht ihr 5-jähriges Bestehen. Abgesehen davon feiert die Internationale selbst gegen Ende diesen Jahres ihr 90-jähriges Bestehen seit der (Wieder-)Gründung in Berlin 1923!

An diesem Ersten Mai 2012 klingt unsere Nachricht an die Arbeiter/innen der Welt ebenso, wie zur Zeit der Haymarket-Märtyrer: Kapitalismus ist und bleibt ein System auf Grundlage von Ausbeutung und Unterdrückung. Dieses grausame System führt zu menschlichem Elend, ökologischen Katastrophen, Arbeitslosigkeit, Faschismus und Kriegen. Der Kapitalismus an sich kann daher nicht reformiert werden. Der Reformismus wird jedoch vom Kapitalismus genutzt, um die Selbstorganisation, den Kampf und die Gleichberechtigung der Arbeiter/innen zu untergraben und zu schwächen. Der einzige Weg zur Befreiung für uns als Arbeiter/innen ist daher, wieder die Kontrolle über unsere eigenen Kämpfe zu übernehmen: Ein Kampf gegen und außerhalb von Strukturen des Klassenfriedens, mit Direkten Aktionen und Solidarität dem Kapitalismus entgegentreten und ihn überwinden, um den Freiheitlichen Kommunismus aufzubauen!

Für die Selbst-Befreiung der Arbeiter/innen!

Lang lebe die IAA und der Anarchosyndikalismus!


Oslo, 28. April 2012, Sekretariat der Internationalen Arbeiter/innen-Assoziation (IAA)

http://www.iwa-ait.org

IAA - IWA - AIT

Übersetzung: Anarchosyndikat Köln/Bonn, http://anarchosyndikalismus.org

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