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Erster Mai - alles vorbei?

Für grosse Mehrheit der Arbeitenden hat dieses Datum sowieso keine Bedeutung, es ist längstt nicht mehr der "Kampftag der Arbeiterklasse". Stattdessen ist der Erste Mai eine gute Gelegenheit für einen frühsommerlichen Familienausflug ins Grüne vielleicht sogar zum Würstchen­essen beim DGB-Strassenfest. Dort gibt es dann die Sonntagsreden der Gewerk­schaftsfunktionär/innen, die ihr "Bündnis für Arbeit" mit den Wirtschaftsbossen als notwendig und fortschrittlich schönreden.

Standortnationalismus statt Solidarität

Dabei verteidigen die DGB-Gewerk­schaften den "Standort Deutschland" mit aller nationalen Härte gegen die angebliche Konkurrenz in den Niedriglohnländern Ost­europas und Asiens. Sie vertreten nur die Interessen der organisierten Facharbeiter/innen mit Tarifschutz und Rentenanspruch. Für einen zunehmenden Teil der Bevölkerung, der aussertariflich prekär oder illegal arbeitet, ist der 01.05. ohnehin kein Tag zur Freude - und sie bekommen auch keinen Feiertagszuschlag ausgezahlt.

Strassen kehren, Teller spülen, Junge und Alte verpflegen, Kaffee servieren, Websites gestalten,... - immer mehr der gesell­schaftlich notwendigen Tätigkeiten werden in Zukunft durch Hungerlöhne, Leiharbeit und Ein-Euro-Jobs abgewertet.

Der staatliche Arbeitszwang der ARGE und der Lohndruck des Marktes schaffen in der Bundesrepublik die Rahmenbedingungen für einen wachsenden Niedriglohnsektor. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg werden Teile der deutschen Bevölkerung an die Armutsgrenze gezwungen, unter der sich das "ausländische Proletariat" (laut Gewerkschaft der Polizei) längst befindet.

Alles schon vergessen...?

Als die deutschen Gewerkschaften 1919 gemeinsam mit der Sozialdemokratie den Ersten Mai als ersten "Nationalfesttag" einführten, da wollten sie nicht an die seit 1833 durchgeführten Massenstreiks für den 8-Stunden-Tag erinnern. Sondern sie wollten einen staatlich geschützten Feier­tag, der "den hohen Idealen des internationalen Arbeiterschutzes und des dauernd gesicherten Weltfriedens" gewidmet war. Dies sollte ein "Mittel zur Vereinigung und Zusammenfügung des gesamten Volkes" werden.

Als an diesem "Feiertag" jedoch die Münchener Räterepublik von Militär und Faschisten niedergeschossen wurde, fürchtete die SPD-Regierung, dass dieser Tag in den folgen Jahren erneut zu blutigen Auseinandersetzungen mit ArbeiterInnen führen könnte. Also wurde dieser "Nationalfesttag" direkt wieder abgeschafft.

Erst die Nationalsozialist/innen machten aus dem 01.05. den "Tag der deutschen Arbeit". Trotz aller Versuche der ADGB-Funktionäre, sich dem neuen NS-Staat anzubiedern, wurden ihre Organisationen am 02.05.1933 zerschlagen, verstaatlicht und zur "Deutschen Arbeitsfront" vereinigt. So wie die deutschen Gewerkschaften schon im Ersten Weltkrieg den "Burg­frieden" mit dem kaiserlichen Militärstaat geschlossen hatten, so liessen sie (fast ohne Gegenwehr) zu, dass der national­sozialistische Staat als ein Mittel des völ­kisch-antisemitischen Terrors die Zwangs­dienste und die „Vernichtung durch Arbeit“ im KZ einführte.

Die Wirtschafts“führer“ von heute brauchen diesen „Feiertag“ nicht mehr, um die arbeitenden Massen zu beruhigen. Immer wieder versuchen sie ihn abzuschaffen, damit ganz normal gearbeitet werden soll. Doch ob gesetzlicher Feiertag oder nicht:

Nur Streiks, Boykott und Direkte Aktionen machen jeden Tag zum Ersten Mai!

Kämpfen wir gemeinsam für Freiheit, Gleichheit und Solidarität!

Anarchosyndikat Köln/Bonn

Mehr Infos auf unserer Themenseite Erster Mai:

http://anarchosyndikalismus.org/erster_mai/


Dieser Text ist gemeinfrei bei Nennung der Autor/innen und der Webseite http://anarchosyndikalismus.org