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Marktwirtschaft ist asozial
Wem nützen denn dritte Zähne,
wenn schon die zweiten nix mehr zu beißen haben?
Seit der Fließbandproduktion und erst recht seit immer mehr Computer
zur Steigerung der Produktivität eingesetzt werden, wird die Arbeitskraft
zunehmend weg rationalisiert oder unter übelsten Bedingungen in ärmere
Länder verlagert. Lohnarbeit im Sinne einer Vollbeschäftigung ist
undenkbar geworden, doch die Leute werden trotzdem zum Arbeiten unter
immer schlechteren Bedingungen gezwungen.
Dabei wird so getan, als ob jedeR selbst schuld an der Misere des
Staates und der Wirtschaft sei. Die vollen Kassen der Reichen und
Großunternehmern entstehen durch massive Kürzungen der „Lohnnebenkosten“,
die durch Repression gegen die Armen und die absteigenden Mittelschichten
aufrecht erhalten werden.
Wer arbeitslos wird, bzw. aus Gesundheits- oder Altersgründen nicht
total leistungsfähig ist, wird für´s Leben bestraft:
- die Arbeitslosenhilfe wird auf unterstem Niveau mit der Sozialhilfe
zusammengelegt
- Älteren wird das Arbeitslosengeld nur noch kurze Zeit ausgezahlt,
Jungen noch kürzer
- der Kündigungsschutz und die Tarifautonomie werden schrittweise
abgeschafft
- die Renten sollen gekürzt, aber das Rentenalter auf 67 Jahre angehoben
werden
- Krankenversicherungsleistungen werden gestrichen, die Eigenleistungen
erhöht
- Flüchtlinge müssen Einkaufsgutscheine oder in Sammellagern sogar
Einheitsfraß vom Roten Kreuz, der Arbeiterwohlfahrt oder privaten
Firmen annehmen
- das "Wisconsin-Modell" zur ´Deform` der Sozialhilfe, wie es Roland
Koch (CDU) vorschwebt, sieht vor, dass auch SozialhilfeempfängerInnen
demnächst in solchen Sammellagern leben sollen
Ginge es andererseits nach dem Arbeitgeberpräsidenten Hundt, müssen
sich zwei Auszubildende demnächst einen Lohn teilen, um "Arbeitsplätze
zu schaffen". Wer sich weigert, einen "Mini-Job" (bis 400 Euro) anzunehmen,
kann vom Arbeitsamt sogar zwangsverpflichtet werden.
Zeitarbeitsfirmen, Personal-Service-Agenturen (PSA) und „Job-Center“
vermitteln vom DGB tariflich abgesegnete Billiglohnjobs ab 6,85 Euro
und sahnen bei der Verleihung von Arbeitskräften an Entleihfirmen
noch selber kräftig ab. Aussertariflich wurde die 3-Euro-Grenze bereits
unterschritten und der Arbeits-“Markt“ nähert sich dem bewährten und
mittlerweile privatisierten Knastsystem der Sklavenarbeit.
Während hingegen die Pharmaindustrie Milliarden Euro aus dem Gesundheitssystem
in den Allerwertesten geschoben bekommt, werden Pflegebedürftige mit
Psychopharmaka ruhig gestellt und müssen sich aufgrund der Personalkürzungen
auch noch wund liegen. Ob alte und kranke Leute demnächst „sozialverträglich
früh ableben“ sollen, scheint nur noch eine Frage der Zeit.
Nach einer solchen Liste des Grauens stellt sich die Frage:
Warum tut kaum wer was und sich so gut wie nix dagegen...?
Verstärkt werden auch jene Leute drangsaliert, die angesichts der
prekären Lage ein alternatives, selbstbestimmtes Leben führen wollen:
besetzte Häuser und Bauwagenplätze werden geräumt, Freiräume abgerissen
oder zugemauert. Bambule tut not, aber anstatt wie in Frankreich,
Italien oder Österreich auf die Barrikaden zu gehen und Generalstreiks
durchzuführen, regt sich hier nur vereinzelt Widerstand.
eduCat - Anarchosyndikat
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